Wettbewerbs-Präsentationen richtig durchführen

Gute Kommunikation ist das Produkt anspruchsvoller Prozesse – nicht das Ergebnis subjektiver Bauchentscheidungen.

Wer sich also für einen Wettbewerb entscheidet, braucht eine professionelle Herangehensweise. Nur dann ist ein solider Grundstein für wirkstarkes Design, für erfolgreiche Kampagnen und für kreative Werbung gelegt. Denn wie in der Architektur, benötigt auch die Kommunikation ein gut durchdachtes und strategisch projektiertes Fundament. Schließlich geht es der Folge darum, entsprechende Wirkungen zu erzielen und die teils beträchtlichen Budgets sinnvoll einzusetzen.

Aber allzu oft wird diese elementare Phase in der Entwicklung von Kommunikation zu oberflächlich durchgeführt - weil das Bewusstsein für die Bedeutung und Wertschöpfungs-Potentiale dieser Prozesse nicht vorhanden ist. Demgemäß soll dieses Video eine qualitative, zeitgemäße Herangehensweise initiieren und helfen, Wettbewerbs-Präsentationen zu einem wirkstarken Prozess für Unternehmen und Institutionen zu machen.

Negativbeispiel aus der Praxis - Trauerspiel der Festwochen der Alten Musik

Kreativwirtschaft muss sich mit bitterem Fall von Gratis-Präsentationen auseinandersetzen.

Dass Tirol auch ein Land der Ideen ist, ist vielerorts zu sehen. Ob Industrie, Dienstleistung, Handwerk oder Handel – immer öfter sind es kreative, innovative Leistungen, die den Unterschied im Wettbewerb ausmachen und Firmen und ihre Produkte in Führung bringen. Denn nicht die Nachfrage steuert mittlerweile den Markt, sondern smarte Angebote „und dazu braucht es Hirn und optimale Rahmenbedingungen für kreative Prozesse. Das ist mitunter auch ein Grund, warum Ideen als Währung der Zukunft gelten“, betont Thomas Jank, Obmann der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation der Tiroler Wirtschaftskammer.

Zu wenig Wertschätzung

Doch leider, so der Obmann, sind Ideen nicht für alle und jeden gleich bedeutsam: „Was physisch nicht greifbar, ist offenkundig vielerorts auch nichts wert – zumindest kein Geld.“ Diese Ansicht vertritt laut Jank bedauerlicherweise auch die Betriebsleitung der Festwochen der Alten Musik, die mittels Ausschreibung an rund zehn Agenturen zur Präsentation lud und „ ...den Gesamtprojektauftrag für sämtliche grafische Belange wie z.B. Programmbuch, Almanache, Plakate, Flyer, Inserate, etc. …“ vergab – „günstigerweise“ als Gratispräsentation.

Daran konnte auch ein telefonisches Gespräch der Fachgruppe Werbung & Marktkommunikation mit der Betriebsleitung der Festwochen der Alten Musik nichts ändern, die sich ob der Kritik eher überrascht zeigte und bekundete, man habe für ein Präsentationshonorar „eben kein Geld“. Eine Denkart die, wenn auch zunehmend anachronistisch, klarmacht, dass jede Projektphase budgetiert ist, bis auf die wichtigste: die Ideenfindung inkl. konkreter Umsetzungsvorschläge! „Anstatt also die am besten geeigneten Dienstleister auszuwählen, diese fair für ihre Ideen zu bezahlen und somit ein gutes Ergebnis und Erfolg zu sichern, versuchte man Agenturen aufzutreiben, die es umsonst machen (müssen)“ macht der Obmann seinem Ärger Luft und ergänzt: „Als ob z.B. zehn Metzger aufwändig drapierte Wurst- und Fleischplatten zum Probieren vorlegen und sich neun dann mit einem, leider nix dabei!’ abspeisen lassen würden. So beginnen keine guten Geschäftsbeziehungen in der Wirtschaft – auch nicht in der Kreativwirtschaft.“

Dieser Unsitte sei der Garaus zu machen. „Und freilich wäre alles einfacher, würde es nicht Agenturen und ,Kreative’ geben, die bei diesen Mensch und Werk beleidigenden Schauläufen auch noch mitspielen. Dass immer wieder öffentliche Institutionen mit schlechtem Beispiel vorangehen, ist traurig genug: Dass diese Haltung aber auch in einem von Land und Stadt finanzierten Kreativ- und Kunstbetrieb vertreten wird, ist wohl einzigartig in Österreich. Wie lässt sich die eher prekäre Situation der Kunst- & Kulturszene verbessern, wenn sie selbst die Geringschätzung von kreativer Leistung befördert?“, kann Jank nur den Kopf schütteln.

Kreativland Tirol

Die FG Werbung & Marktkommunikation sowie andere namhafte Institutionen des Landes sind gerade dabei, Voraussetzungen für ein zukunftsfähiges „Kreativland Tirol“ zu schaffen. Darin enthalten wird u.a. ein Pakt für Kreativität sein - mit der Forderung, das Potenzial von Kreativprozessen ernst zu nehmen und zu einer echten Managementfunktion zu machen. „Denn in Zukunft werden gute Unternehmen kreative Unternehmen sein! Das wiederum setzt die uneingeschränkte Wertschätzung für Ideen-Arbeit voraus – und die darf schon gar nicht in der eigenen Branche ad absurdum geführt werden“, so der Obmann.

Empfehlungen der Fachgruppe zu nicht honorierten Pitches:

1. Wirklich gute Dienstleister nehmen nicht daran teil: Sie kennen ihren Wert und arbeiten nicht umsonst. Man bekommt also nicht das Beste für kein Geld!

2. Sie schadet dem Image: Sowohl dem des Auftraggebers als auch dem der Agentur, die umsonst arbeitet. Gratis-Präsentationen zeigen der Branche, dass der Auftraggeber nicht professionell an die Sache herangeht.

3. Sie verschlechtert die Motivation der Auftragnehmer und damit in der Regel auch das Ergebnis.

4. Sie spart nur vermeintlich Geld: Hat die Sieger-Agentur den Auftrag, wird sie die unbezahlten Leistungen irgendwann einrechnen müssen oder zukünftige Leistungen reduzieren.

5. Interessenvertretung: Bei öffentlichen Aufträgen ruft sie Interessenvertretungen auf den Plan.

Dieser Artikel erschien im August 2017 in der Zeitung "Tiroler Wirtschaft".