Über die Notwendigkeit von Kreativawards und den Wert der kreativen Intelligenz. Plus: Drei gute Tipps zum Einreichen und Preisegewinnen. Ein Kommentar von Kurt Höretzeder.
Wenn alle zwei Jahre die Einladung erfolgt, beim Tirolissimo einzureichen, beginnt in vielen Agenturen und Studios die Suche nach Antworten auf folgende Fragen: Haben wir etwas zum Einreichen? Wollen wir überhaupt einreichen? Wie können wir die Qualitäten einer Arbeit, eines Projekts in der Einreichpräsentation sichtbar machen? Welchen Sinn hat es, sich all die Arbeit anzutun? Hilft uns das? Hilft das bei der Wertschätzung kreativer Arbeit – bei den Kund*innen, Kolleg*innen, der Öffentlichkeit?
Die Antworten darauf muss jede Agentur für sich selbst klären. So ein Wettrennen ist nicht jedermanns/fraus Sache und man muss sich darauf nicht einlassen, wenn man das nicht will. Und trotzdem spricht vieles dafür, es zu tun. Hilfreich, wenn man sich dabei an drei einfache Regeln hält: Eingereicht wird – Regel No.1 – nur dann, wenn man selbst davon überzeugt ist, dass etwas wirklich gut gelungen ist, wenn man richtig stolz darauf ist – und zwar nicht nur auf das Endergebnis, sondern auf den ganzen kreativen Prozess (der, eh klar, natürlich auch seine Schwierigkeiten haben durfte). Wenn sich im Fundus der zurückliegenden zwei Jahre ein passendes Projekt findet, dann geht es – Regel No.2 – darum, für die Präsentation die Qualitäten der Arbeit auf den Punkt zu bringen – mit möglichst wenig Lobeslyrik und sparsam dosierten Mockups, stattdessen einige wenige klug ausgewählte und gut sichtbar gemachte Schlaglichter, die die Qualität der Idee und die Liebe zu den Details in der Umsetzung erkennbar werden lassen – also das Herzblut, das in unserer Arbeit steckt und das für uns als Konzeptionist*innen, Texter*innen und Gestalter*innen so wesentlich ist (und das, nebenbei bemerkt, auch ein grundlegender Unterschied zur algorithmischen KI ist).
Diese beiden Regeln sind die Voraussetzung für die wichtigste, die Regel No.3: Nicht allzu enttäuscht zu sein, wenn es am Ende mit dem Preis dann doch nicht wie erhofft klappt. Denn natürlich ist ein Wettbewerb nur eine Momentaufnahme, eine herausragende Idee kann von einer vielleicht noch etwas herausragenderen »geschlagen« werden, die es zufällig eben auch im selben Jahr gegeben hat. Und natürlich herrscht in einer Jury nicht immer Einigkeit: Zwischen klug gewählter Strategie, Kreation, Idee und gestalterischer Exzellenz gibt es sehr viel Raum für individuelle, subjektive Meinungen, die naturgemäß nicht immer alle berücksichtigt werden können und die sich auch in unterschiedlichen Bewertungen der Jury niederschlagen können. Aber auch enttäuschte Erwartungen haben ihre guten Seiten: Jede Einreichung ist eine Gelegenheit zur Selbstreflexion der eigenen Arbeit, die dabei hilft, es beim nächsten Mal vielleicht noch etwas anders zu machen, es noch besser zu versuchen – und vielleicht klappt’s dann.
Es gibt in Österreich und international viele Preise, die es lohnen, von uns Kreativen beachtet zu werden: Die CCA-Venus ist der wohl wichtigste Kreativ-, der Josef-Binder-Award der bedeutendste Designpreis in Österreich; Red Dot Design Award , iF Design Award oder German Design Award winken aus dem Nachbarland; die Cannes Lions, die »Oscars« der Kreativ- und Werbebranche aus Frankreich, zählen weltweit zu den begehrtesten Auszeichnungen. Sie alle sorgen für überregionale Aufmerksamkeit, die auch bei der Kundenakquise behilflich sein können. Und all diese Preise wurden auch schon von Agenturen und Gestaltungsbüros aus Tirol gewonnen. Es lohnt also, sich mit den Besten zu messen, denn gute Ideen kennen keine Ländergrenzen oder Konfektionsgrößen: Niemand ist »zu klein«, wenn nur die Idee groß genug ist. Und wer dann tatsächlich einen Preis einheimst: Dann kennt die Freude bekanntlich keine Grenzen und man ist stolz auf das Erreichte, ohne Wenn und Aber. Und das zu Recht: Ein gewonnener Preis ist das Sahnehäubchen geglückter Kreativität – was gibt es Schöneres?
Das gilt natürlich auch für den Tirolissimo: Er ist der einzige Werbe- und Designpreis, der regelmäßig die besten kreativen Arbeiten Tirols prämiert. Eine erstklassige, unabhängige Jury entscheidet darüber, wer in Werbung, Wort, Event, Design und Neue Medien die zurückliegenden beiden Jahre Herausragendes geleistet hat. 22 Kategorien gibt es insgesamt, 22 mal also Gelegenheit zu zeigen, was gute Werbung, gutes Design, gute Fotografie, Illustration, Text- und Filmarbeit in Tirol zu leisten imstande sind und wie sie Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt bereichern. Jede Nominierung beim Tirolissimo ist eine Auszeichnung, und wer dann tatsächlich in seiner Kategorie gewinnt, ist automatisch für den Austriacus, den österreichweiten Bundeswerbepreis des Fachverbands Werbung und Marktkommunikation der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), nominiert.
Jean-Remy von Matt meinte einmal: »Preise sind nicht das Ziel, sondern das Nebenprodukt von wirklich guter Arbeit.« – In diesem Sinne: Lasst euch die Gelegenheit zum sportlich-kreativen »Kräftemessen« beim Tirolissimo 2025 nicht entgehen. Er wird der letzte seiner Art sein, weil die KI mächtig an ihm nagt. – Die KI? – Ja, die KI, und zwar diese: die Kreative Intelligenz. Die, die immer wieder aufersteht, die immer wieder neu anfängt, dabei immer wieder Neues findet und sich – Hast Du’s schon gesehen ??? – auch in Zukunft immer wieder neu erfunden haben wird.
Euer Kurt Höretzeder