CCA Venus 2025: Darum gab’s heuer nur eine Tiroler Nominierung

Die Extremsportler und Filmemacher von Lensecape Production haben mit ihrem Streifen „Am Wörthersee“ zweimal beim CCA Venus gewonnen. Das ist großartig. Gleichzeitig bleibt die Frage: Warum gab es heuer nur eine einzige Nominierung für Tirols Kreative? Wir haben einen gefragt, der es wissen muss: Fachgruppen-Funktionär und Studio20four-Chef Lukas Nöckler-Wimmer. Der Osttiroler saß in der Jury. 

Die Shortlist der CCA Venus 2025 hatte eine deutliche Schlagseite Richtung Osten: Sehr viel Wien und Oberösterreich, dazu ein wenig Niederösterreich,  Steiermark und Salzburg. Wer in der Bundesländer-Sparte nach Tirol suchte, wurde heuer gerade und genau einmal fündig: Stefan Ager und Andreas Gumpenberger von Lensecape Productions durften sich sich über einen Platz auf der Shortlist für ihren wahnwitzigen Streifen „Am Wörthersee“ freuen und konnten am Ende gleich zwei Awards mit nach Innsbruck nehmen.

Lukas Nöckler-Wimmer sitzt nicht nur in der Fachgruppe, sondern war heuer schon zum dritten Mal in der CCA-Jury und hat da so eine Idee, warum wir Tiroler:innen bei der Venus durch die Finger schauen. 

Auf der Shortlist fand sich heuer nur eine Tiroler Agentur. Was bedeutet das für uns?

Ich denke nicht, dass es an mangelnder Qualität liegt, wenn weniger Arbeiten aus Tirol auf der Shortlist landen. Vielmehr arbeiten wir hier oft mit anderen Rahmenbedingungen – vor allem, was Budgets betrifft. Große Agenturen in Wien, Niederösterreich oder Salzburg haben oft ganz andere Möglichkeiten, sowohl in der Produktion als auch in der Konzeption. Ein Beispiel: Eine österreichweite Kampagne für die Sparkasse wird naturgemäß andere Ressourcen zur Verfügung haben als ein Projekt für einen regionalen Tourismusverband. Trotzdem stehen viele dieser kleineren Produktionen den großen in nichts nach – zumindest nicht, wenn man das kreative Potenzial und die Idee dahinter betrachtet. Ich weiß nicht, ob das überall so wahrgenommen wird – aber vielleicht sollte man in der Bewertung von Arbeiten künftig auch diesen Kontext stärker mitbedenken.

Wie bist du Jury-Mitglied geworden? Wie wird man da ausgewählt oder gar gecastet? 

Ich war heuer zum dritten Mal Teil der Jury beim CCA – als Mitglied kann man sich dafür bewerben und bekommt dann einen Platz oder eben nicht. Dabei gibt man drei Präferenzen an, in welchen Kategorien man seine Stärken sieht bzw. sich am besten aufgehoben fühlt. Insgesamt gibt es 12 Jurys mit rund 150 Juror:innen.
 

Was waren deine konkreten Aufgaben?
Zuerst gab es eine Online-Vorjury von 28. März bis 6. April. Darin konnte jede:r Juror:in unabhängig Shortlistenplätze vergeben. So entsteht eine erste, vorläufige Shortlist. Diese wurde dann am 11. April in zwölf Sitzungen an unterschiedlichen Orten in Wien intensiv diskutiert: Bleibt das Projekt auf der Liste? Kommt etwas Neues dazu? Muss etwas raus? Sobald diese Runde finalisiert ist, beginnt die Vergabe der Veneres in Bronze, Silber und Gold.


Veneres?
Plural von Venus. 

Was hat dich heuer am meisten überrascht?
Dass es am Ende nur eine Shortlist-Platzierung aus Tirol geschafft hat, obwohl einige sehr starke Projekte eingereicht wurden, hat nicht nur mich, sondern auch einige meiner Jurykolleg:innen überrascht.


Wie gings dann weiter?
Die Awardshow stieg am 22. Mai in den Wiener Werkshallen, gefolgt von der Venus-Tour durch Österreich, die am 17. Juni auch im Innsbrucker WEI SRAUM Station macht – mit spannenden Einblicken in die diesjährigen Arbeiten und Preisträger:innen.

 

Nota bene und eine andere Geschichte: In Summe ist Tirol um mehr als zwei Veneres reicher. Ganze sechs Trophäen gehen an die Tiroler Festspiele Erl. Die Wiener Agentur Scholz & Friends gewinnt Bronze für die Art Direction und Fotografie, Silber in Logotype & Typography und Gold fürs Branding. Eine Venus in Gold geht an LWZ x die entgegengesetzte richtung ( Wien) in der Kategorie Text fürs Tiroler Landestheater.

 

Foto: CCA / Heidi Pein & Ákos Burg